Grünland-Renaturierung mit selbstgewonnenem Saatgut
Das Arten- und insbesondere das Insektensterben ist das Thema der Zeit. Täglich beschreiben neue Meldungen den raschen Artenschwund – insbesondere bei Pflanzen und Tieren der Lebensräume des Offenlandes, den Wiesen und Weiden. Doch wie kann diesem Verlust an Biodiversität entgegengewirkt werden? Im Kreis Recklinghausen mit der Biodiversitätsinitiative 2025.
Der Kreis hat in den vergangenen 15 Jahren begleitend zu Gewässerrenaturierungen ca. 120 ha landwirtschaftliche Flächen erworben. Diese Flächen hatten sehr unterschiedliche ökologische Ausgangsqualitäten, aber alle eine hohe Lagegunst innerhalb der Bachauen. Das Ziel: Diese Flächen in blütenreiche Mähwiesen verwandeln und vor allem auch auf die Tier- und Pflanzenarten münzen, die noch vor wenigen Jahrzehnten als ungefährdet galten, heute aber deutliche Bestandsrückgänge bis zur Auslöschung aufweisen.
Gelingen soll das, indem die Reste von artenreichen Spenderflächen kartiert, bewertet und beerntet werden, um mit dem gewonnenen Saatgut die Flächen in den Bachniederungen zu bestellen. Bis 2025 sollen so 50 ha, bis 2030 mehr als 100 ha mit dem regional gewonnenen Regio-Saatgut aufgewertet werden, die dann wiederum selbst zukünftig als Spenderflächen zur Verfügung stehen.
Bis 2023 konnten seit dem Projektstart 2018 bereits rund 30 ha Frisch- und Feuchtwiesen in Dorsten und entlang des renaturierten Wienbachs in artenreiches Feuchtgrünland verwandelt werden.
Das Samenspektrum reicht am Ende von der im Frühsommer reifenden Kuckuckslichtnelke über Wiesenmargarite bis hin zu Sumpfschafgarbe. Da das Druschgut bei beiden Ernteterminen zu feucht zum Einlagern war, musste dieses in Hallen durch tägliches Wenden getrocknet werden. Der Einsatz des Dreschers und das langsame Trocken hatten einen Vorteil: Die fast reifen Blütenköpfe unterschiedlichster Korbblütler wie Sumpfkratzdistel und auch die fast reifen Samenstände anderer Arten wie Geflecktes Johanniskraut konnten durch diesen Prozess nachreifen und somit die Palette übertragbarer Arten erweitern.